Schrein der Freundschaft (2)
1, 3-5, 9-12
Fotos: Michael Lüder / BKV Potsdam
2, 8
Courtesy Manuel Kirsch
2018
6-7
Fotos: BKV Potsdam
Der Schrein der Freundschaft ist dabei selbst ein Objekt. Eine große durchsichtige Kammer, die auf die grassierende Sprache der Wut und Tabubrüche, der Übertreibungen und der Grenzüberschreitungen mit Stille reagiert.
Es handelt sich nicht etwa um eine resignative Sprachlosigkeit, sondern um den Entschluss, für einen Moment nicht mitzusprechen, sondern zurückzuschweigen. Die Sprachlosigkeit wird zunehmen, wenn während der Ausstellungszeit immer wieder neue Objekte hinzugefügt werden, oder andere ihren Ort wechseln. "Der Schrein", erklärt der Künstler und Kurator Manuel Kirsch, "schluckt jedes Wort."
Die Eröffnung fand am 24. Dezember 2018 um 16 Uhr in Abwesenheit des Publikums statt.
Die Ausstellung wurde bis zum 25. Januar in einer ersten Stufe mit 41 künstlerischen Positionen gezeigt und am 25. um weitere 23 Positionen ergänzt.
Finissage mit Ausstellungsführung und Diskussion - mit Manuel Kirsch und Gerrit Gohlke
Sonntag, 24. Februar 2019, 16:00 Uhr
"Dass es der Worte zu viele sind, ist ein konservativer Affekt. So, als wollte man das vornehme Schweigen propagieren. Oder so, als habe man aus dem Schweigen derer nicht gelernt, die sich nicht rechtzeitig äußern wollten. Redet man nicht, wenn es drauf ankommt, wird man zum Schweigen gebracht.
Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Schweigen ist auch Widerstand, Meditation und Einsicht in die Grenzen von Sprache. „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Wenn die Sprache nichts Greifbares sagen kann, wenn sie nur noch aus Überbietungen besteht, wenn ihr Problem die Schrumpfung zum übereilten Ausruf ist, wäre das Schweigen dann nicht geradezu strategisch wertvoll, taktisch klug?
Und wenn sich daneben eine Sprache der Dummheit ausbreitet, darf man sich dann nicht Inseln des Schweigens wünschen?
Wir wollen auf der Freundschaftsinsel eine Schrein des Schweigens stiften, der auf den Überfluss der Sprache mit dem Schweigen der Dinge reagiert. Wir sehen den Schrein als erstes von vielen Schwarzen Löchern, mit denen sich das postfaktische Gerede absorbieren lässt. Die Sprachlosigkeit der Dinge soll dem Gerede ins Wort fallen. Wir sind überzeugt, dass das gläserne Ausstellungsgebäude, je mehr wir es mit den Dingen füllen, um so wirksamer alles Reden schluckt. Wie bei modernen Kopfhörern, die zu jedem Umgebungsklang einen Gegenton erzeugen und so Stille produzieren, wollen wir ein Vakuum gegen die Sprache schaffen. Jedes Objekt steht für sich. Der Schrein schluckt jedes Wort."
Manuel Kirsch
Die Ausstellung ist für die Betrachtung von außen konzipiert und ist täglich zu den Öffnungszeiten des Gartendenkmals zu sehen. Nach Ankündigung finden weitere Sonderführungen statt, zu denen der Innenraum für das Publikum geöffnet wird. Im Laufe der Ausstellung werden weitere künstlerische Positionen hinzugefügt.
Zum ersten Teil der Ausstellung: Schrein der Freundschaft (1)