Gerd de Vries: Ein Raum. Sieben Tage

1, 5, 7, 9, 11, 14, 17, 23-30
Fotos: BKV Potsdam

2, 3, 4, 6, 8, 10, 12, 13, 15, 16, 18-21
Foto: Michael Lüder / BKV Potsdam

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Foto: Gerd de Vries

(Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang)
28. September 2020 bis 4. Oktober 2020
2020 ist das Jahr des Abstands. Eine Pandemie macht die Distanznahme zur prägenden Technik des sozialen Lebens, das Individuum wird auf sich selbst zurückgeworfen, zu seinem Schutz vor der Infektion, aus Verantwortung für andere, durch Verordnungen. Dabei wird leicht vergessen, dass die Isolation auch eine produktive Kulturtechnik ist.
Kurator:  Gerd de Vries
Ausstellungsort:  Freundschaftsinsel
Eröffnung:  Montag, 28. September 2020 , 07:05

Als spirituelle Abgeschiedenheit, als Freiraum kreativer Arbeit und Entfaltung, als schützender Abstand zu den Handlungen, Urteilen, Geräuschen der anderen und als meditative Selbsterkundung. Von der Komposition bis zur Malerei entwickelt sich Kunst nicht selten aus einem Moment des Abstands. Was aber geschieht, wenn ein transparenter, lichtdurchlässiger Raum, der eigens für das Zeigen und Schauen gebaut wurde, in einen Raum der Absonderung verwandelt wird, in dem Musik geschrieben wird, zur Aufführung ohne Publikum kommt – dem aber auch aller bisherige Lärm rituell ausgetrieben wird?

In „Ein Raum. Sieben Tage“ wird die Neuordnung der Welt erprobt. „Der leere Raum als Ort der Freiheit bietet die Möglichkeit, darüber nachzudenken, was wir tun wollen“ schreibt Gerd de Vries. „Was“, fragt er, „könnten, sollten, müssten wir tun?“ Der Ort draußen vor der Scheibe, entrückt von den künstlerischen Handlungen, die uns der Kulturbetrieb sonst verfügbar macht, erklärt, aufbereitet oder verkauft, ist nicht minder geeignet, in einer Zeit der Distanz unsere Kultur der Teilnahme in Frage zu stellen als der Entschluss zur Abgeschiedenheit, den eine Künstlerin oder ein Künstler fassen, wenn sie den Betrieb von sich fernhalten. Was könnten, sollten, müssten wir tun?  




Gerd de Vries
Ein Raum. Sieben Tage
(Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang)


Montag, 28. September 2020
Marius E. Hannig
Schamanisches Ritual
»Reinigung / Entleerung« des Raumes von allen im Lauf der Jahre gespeicherten Ereignissen, Informationen und Energien.
Sonnenaufgang 07.05 Uhr - Sonnenuntergang 18.50 Uhr

Dienstag, 29. September 2020
Alexander Moosbrugger
Sechs nach Sieben bis zwölf vor
Kompositionsversuch im Leeren
Sonnenaufgang 07.07 Uhr - Sonnenuntergang 18.48 Uhr

Mittwoch, 30. September 2020
Werner Durand
Schwingende Luftsäulen
Musik-Performance
Sonnenaufgang 07.08 Uhr - Sonnenuntergang 18.46 Uhr

Donnerstag, 01. Oktober 2020
Gerd de Vries
C — His. The world is not perfect yet
Musik-Installation
Sonnenaufgang 07.10 Uhr - Sonnenuntergang 18.43 Uhr

Freitag, 02. Oktober 2020
Athena Vida
VOID’ATIO
Ritual zur Neuordnung der Welt
Sonnenaufgang 07.12 Uhr - Sonnenuntergang 18.41 Uhr

Samstag, 03. Oktober 2020
Raum und Natur
Der Raum öffnet sich dem Außen - er tritt in Kontakt zur ihn umgebenden Natur.
Türen und Fenster sind geöffnet, es gibt aber keinen Einlaß.
Sonnenaufgang 07.13 Uhr - Sonnenuntergang 18.39 Uhr

Sonntag, 04. Oktober 2020
Robert Barry
A place to which we can come and for a while
»be free to think about what we are going to do«
(Marcuse Piece, 1970 - heute)
Der Sonntag ist der erste öffentliche Tag für Publikum: Der leere Raum als Ort der Freiheit bietet die Möglichkeit, darüber nachzudenken, was wir tun wollen. (Was könnten, sollten, müssten wir tun?)
Sonnenaufgang 07.15 Uhr - Sonnenuntergang 18.36 Uhr

 

Vom ersten bis zum fünften Tag ist der Ausstellungsraum vollkommen geschlossen und sein Inneres ist nur den aktiv Beteiligten zugänglich. Allerdings sind die Aktionen von außen zu sehen und auch zu hören. Am sechsten Tag wird der Raum geöffnet, ist aber noch nicht zu betreten. Er öffnet sich nur seiner Umgebung. Erst am siebten Tag wird der Kunstverein wieder seiner Bestimmung zugeführt und das Publikum ist eingeladen, ihn zu einer Veranstaltung zu betreten.