Family Theater (I)

Foto 1, 9
Courtesy Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann
Foto: Alexander Koch / KOW Berlin
Foto 2
Courtesy Kienzle Art Foundation, Berlin
Fotos 4, 5, 6, 7, 12, 13, 15, 17, 19
Courtesy Kienzle Art Foundation, Berlin
Foto: Kienzle Art Foundation, Berlin
Fotos 3, 8, 11
Courtesy Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann
Fotos 10, 14, 18, 20, 21
Ausstellungsansichten - Foto: BKV Potsdam
44 Positionen an zwei Orten über das Sammeln
23. September 2012 bis 13. Januar 2013
"Family Theater" ist eine Ausstellung über das Sammeln. Während die Medien immer stärker den Sammler als Person in den Mittelpunkt rücken, fragen wir nach dem Verhältnis, in dem Sammler und Gesammeltes stehen. Wir zeigen eine Reihe von Werken aus zwei Privatsammlungen, die mit Vehemenz ihr Eigenleben in den Sammlungsbeständen behaupten. Wir haben - zusammen mit den Sammlern - selbstbewusste, manchmal aufsässige Individuen versammelt, die immer auch die Frage aufwerfen, ob sie sich einreihen in den Familienverband der Werke. Bleiben sie nicht eigentlich öffentliche Figuren? Oder ist die Privatheit der Sammlung möglicherweise auch eine Schutzzone der Kunst - frei von schnellen Vermittlungsansprüchen und rascher Konsumierbarkeit?
Kurator:  Gerrit Gohlke
Projekt: 
Collecting Evidence
Ausstellungsort:  Freundschaftsinsel
Eröffnung:  Freitag, 21. September 2012 , 19:00
3. Teil der Ausstellungsreihe "Collecting Evidence"
Ein Projekt des BKV Potsdam
in Kooperation mit der Kienzle Art Foundation und
in Zusammenarbeit mit der Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann


Teil 1 Family Theater Potsdam
23.09. bis 18.11.2012 (verlängert bis 13.01.2013)
Dienstag - Sonntag 12 - 18 Uhr
Eröffnung: Freitag, 21.09.2012, 18 Uhr
BKV Potsdam
Ausstellungspavillon auf der Freundschaftsinsel

Teil 2 Family Theater Berlin
29.09.2012 bis 23.02.2013
Donnerstag/Freitag 14 - 19 Uhr,
Sonnabend 11 - 16 Uhr
Eröffnung: Freitag, 28.09.2012, 19 – 21 Uhr
Kienzle Art Foundation
Bleibtreustraße 54
10623 Berlin



Wenn Medien heute über Sammler berichten, könnte man fast vergessen, dass von Kunst die Rede ist. Es geht um Millionentransaktionen, Lebensstil und Wertzuwächse. Der Kauf steht im Mittelpunkt und der Besitz, nicht das Ordnen, Interpretieren und Verbinden, aus dem – nach geraumer Zeit – eine Sammlung erwächst.

"Family Theater" will diese Perspektive durchbrechen und fragt deshalb nach dem Eigenleben der Kunstwerke in einer Sammlung. Ihre Individualität innerhalb der Sammlung interessiert uns, nicht ihre Zugehörigkeit zum Besitz.
Gute Kunstwerke, nehmen wir an, sind Sonderlinge, eigenwillige Charaktere, rebellische Störenfriede. Sie begehren auf, reden am Tisch mit vollem Mund und unterwerfen sich keineswegs der Besitzlust eines Patriarchen. Ein guter Sammler umgekehrt, nehmen wir an, lebt im subjektiven Dialog mit den Werken, bringt sie mal glückend, gelegentlich auch produktiv scheiternd in Beziehung zueinander, lernt von ihnen und verteidigt sie zuweilen vielleicht auch gegen eine Öffentlichkeit, die von der Kunst nur noch Zugänglichkeit erwartet, nicht Trotz.

In einer Ausstellung an zwei Orten, auf der Potsdamer Freundschaftsinsel und in Berlin-Charlottenburg versucht der Kunstverein, Einblick in das Familientheater der Werke zu nehmen, statt ins Leben der Sammler. Die Ausstellung ist eine Einladung zum Dialog mit Individuen aus zwei Sammlungen, in denen es Außenseiter, Haupt- und Nebenpersonen gibt. Die Familie der Werke zu einen, scheint uns eine komplizierte Elternschaft, die wir nicht biografisch nachzeichnen, sondern als offenes Modell vorführen wollen, in dem anders als in einer öffentlichen Sammlung keine Ziele vorgegeben sind.

Wie in jedem Familienleben ist von besonderem Interesse, wer aus der Reihe tanzt, wem mit Behutsamkeit sein Platz anzuweisen oder wer in seinem Übermut zu dämpfen ist. Es geht nicht darum, auf diese Weise eine weitere kuratorische Metapher zu erfinden, sondern um ein sprechendes, jedermann verständliches Bild für die Vielstimmigkeit einer Sammlung. Wo ein Kurator einmalig Werke für ein einzelnes Argument zusammenfügt, müssen Sammler langfristiger, vielleicht auch emotionaler vorgehen. Auch wenn ein Werk nach allen Kriterien des Sammlers überzeugt, muss es sich nicht in die Sammlung fügen. Es ragt heraus, legt sich quer.

Wir wollen mit dieser, im Potsdamer Ausstellungspavillon des BKV und in den Berliner Räumen der Kienzle Art Foundation gezeigten, Ausstellung den Blick nicht nur auf die Werke zurücklenken, sondern auch Verständnis und Faszination für das Sammeln wecken. Die Aneignung der Werke soll nicht als Besitzübertragung, sondern als Beschäftigung mit Inhalten kenntlich werden.




Mit besonderem Dank an Jochen Kienzle und Wilhelm Schürmann.

Eine Kooperation mit der Kienzle Art Foundation
In Zusammenarbeit mit der Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann.