Shock Room - WAHLSPEZIAL

Screenshots: Wikipedia und andere Quellen

Ein kunstkritisches Wahlstudio am Dienstag, 8. November, 19.30 Uhr
Die Hochrechnungen sagen in der amerikanischen Präsidentschaftswahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Zum Ende des Wahlkampfs, der einem rhetorischen Vernichtungsfeldzug glich, laden wie Sie zu einem Wahlspezial ein. Der Kritiker und Kurator Hans-Jürgen Hafner diskutiert mit Gerrit Gohlke, künstlerischer Leiter des BKV, über entgleisende politische Rhetorik, medialen Ekel und die Antworten der Kunst. Setzt eine politische Programmunterbrechung wie die laufende Ausstellung "Shock Room" ein Zeichen oder steigert sie nur die allgemeine Hysterie? Sollen Künstlerinnen und Künstler sich einmischen? Gibt es in den medialen Überbietungsschlachten überhaupt sinnvolle Strategien für die Kunst?

Dienstag, 8. November 2016, 19.30 Uhr
Hans-Jürgen Hafner, Kritiker und Kurator, im Gespräch mit Gerrit Gohlke und dem Publikum

Die Ausstellung ist bereits ab 18:30 Uhr für das Publikum geöffnet.


Wäre der Präsidentschaftswahlkampf in den USA ein Theaterstück, ein Roman oder eine künstlerische Performance, müsste man missbilligende Kritiken fürchten. Zu unrealistisch die Entwicklung, zu fantastisch die Personen, zu burlesk die Effekte. Und was sollte der Plot beweisen, egal wer gewinnt? Dass in einem demokratischen Staat alles denkbar ist, weil in der Politik die Unterhaltung das Primat über die Fakten gewonnen hat? Dass eine zersplitternde Gesellschaft die Lust am Tabubruch so sehr befördert, dass Lösungsansätze, pragmatischer Ausgleich, Vermittlung der Interessen in Vergessenheit geraten können? Auge um Auge, Zahn um Zahn als Katharsis gegenüber der politischen Entfremdung, letzter Ausweg vor der Alternativlosigkeit?

Leider ist der Wahlkampf kein Stück, das sich unter dem Kopfschütteln des Publikums ausbuhen ließe, sondern eine Kettenreaktion mit weltpolitischen Folgen. Absurd ist deshalb die Idee, er ließe sich ästhetisch kommentieren. Künstlerinnen und Künstler könnten den Populismus nicht stoppen, selbst wenn man Hollywoodstars hinzurechnen würde. Wir stehen staunend am Rand und wundern uns, empfinden Ekel bei jeder Unterschreitung grundlegender Anstandsregeln und können nichts tun. Es gibt kein Vetorecht gegen mediale Schläge unter die Gürtellinie.

Mit der Ausstellung "Shock Room" haben wir deshalb Naivität als Imperativ der Krise verstanden und es vorgezogen, mit einer Programmunterbrechung auf unseren Widerwillen hinzuweisen. Jeden Tag tritt uns die Demokratieverachtung, die Faktenverschleierung auf den Fuß. Wir erlauben uns, höflich unseren Schmerz zu artikulieren.

Am Wahlabend nun machen wir mit dieser Praxis weiter. Während die Meinungsführer im Fernsehen auf die Hochrechnungen warten, kommentieren wir den Wahnsinn selbst. Hans-Jürgen Hafner, Ausstellungsmacher und Kritiker, zuletzt Direktor des Düsseldorfer Kunstvereins, diskutiert mit Gerrit Gohlke über Programmunterbrechungen, politische Kunst, Populismus und natürliche Fluchtinstinkte. Das Gespräch ist offen für das Publikum. Auf zwei Monitoren läuft die Fernsehberichterstattung zum Wahltag in den USA.

Dienstag, 8. November 2016