Shahryar Nashat: Plaque (Slab)

Fotos 1, 4, 5, 8 + 9
Shahryar Nashat
Plaque (Slab), 2007
Digital Beta auf DVD, 6:40 min
Courtesy: Shahryar Nashat
Fotos 2 + 6
Shahryar Nashat
Versailles Vert, 2009
Marmor
Courtesy: Galleria S.A.L.E.S., Rom
Fotos 3 +7
Shahryar Nashat
Versailles Vert, 2009
Tintenstrahldruck auf Papier
Courtesy: Galleria S.A.L.E.S., Rom
Alle Fotos: Michael Lüder
25. Januar 2009 bis 8. Februar 2009
Der 1975 geborene Shahryar Nashat, Schweizer iranischer Abstammung, lebt und arbeitet in Berlin. In seinen Arbeiten steht der menschliche Körper im Mittelpunkt, der in der Interaktion mit dem Raum gezeigt wird. Mit „Plaque (Slab)“ hat Nashat eine großformatige Videoprojektion geschaffen, die sich mit dem Motiv der künstlerischen Formgebung befasst.
Künstler:  Shahryar Nashat
Kurator:  Scott C. Weaver
Ausstellungsort:  Luisenforum
Eröffnung:  Samstag, 24. Januar 2009 , 19:00
Die Gliederung des Videos "Plaque (Slab)" wird von Johann Sebastian Bachs „Toccata c-moll” (BWV 911) vorgegeben. Bild- und Schnittfolge orientieren sich an der Tonfolge, den Rhythmen und Pausen der Komposition, die sich in der Interpretation von Glenn Gould als Soundtrack durch das gesamte Video zieht.

So sind drei unterschiedliche Sequenzen entstanden, die durch ihre formale Ähnlichkeit – als Variationen desselben Themas – miteinander verknüpft sind. Die Eingangssequenz zeigt, wie eine Betonplatte mit den monumentalen Ausmaßen von 450 x 150 x 35 cm errichtet wird, die in einer Industriehalle am Rande Berlins gefertigt wurde. Im zweiten Part folgt als 64-teilige Bilderserie die zerhackte Sequenz der Aufzeichnung eines Glenn Gould Konzerts, die 1964 in einem Fernsehstudio entstanden ist. Der Staccato-artige Bildrhythmus demontiert und isoliert Goulds exzentrische und charakteristische Gesten am Klavier, die durch im Bühnenhintergrund aufragende Stelen in Marmor-Optik kontrastiert werden. So bilden die steinernen Architekturelemente eine kompositorische Klammer, die auch die dritte Sequenz des Videos bestimmt, die den Herstellungsprozess der Betonplatte zum Thema hat. Dokumentarische Sachaufnahme und musikalische Komposition verschränken sich kontrapunktisch.  

Auf diese Weise reflektiert das Video seine eigene Entstehungsgeschichte, indem es verschiedene Produktionsformen zum Thema macht und miteinander verbindet. Künstlerische und architektonische Produktion, ästhetische und industrielle Fertigung werden aufeinander projiziert. Das musikalische Thema wird zum Träger zeitgenössischer Kunst. Die Formfrage wird neu gestellt und ist an Hand der konkreten, anschaulichen Bilder von jedem Betrachter selbst zu entdecken.

"It’s not a difficult work that Nashat has made, and at its heart is just a clever visual pun, but it’s also more than simply amusing. The neat closing of the intellectual circle in the moment when you recognize the connection between Glenn Gould in a forty-year-old television clip and what was going on in that German factory sometime last year provides the sort of happy transport that keeps many of us coming back to art again and again. Human imagination can turn anything into anything else, Nashat reminds us, making our experience of the world around us that much richer.

Plaque (Slab) provides the sort of resonance-filled delight that, precisely because it is more intellectually stimulating than the excitement of a soccer game or the entertainment provided by playing animals, gives art an intensity of meaning — and an importance — that greatly outweighs those of the other two." Robert Ayers: Why Art is Better than Soccer, Artinfo, 2008