Schulwunschwerkstatt

Fotos: Michael Lüder / BKV Potsdam e.V.

Sämtliche Werke sind im Winterschulhalbjahr
2018/19 für das Projekt "Schulbuch"
des Hannah-Arendt-Gymnasiums mit
dem BKV und Neue Auftraggeber
entstanden.

Der Werkstatt-Tag fand am 22. März 2019 im BKV auf der Freundschaftsinsel statt.

Das Hannah-Arendt-Gymnasium Potsdam zu Gast auf der Freundschaftsinsel
Wie sähen Schulen eigentlich aus, wenn die Kinder sie bauen würden, die hinterher darin unterrichtet werden? Wie die Freiluft-Reformschulen vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts? Wie Abenteuerspielplätze? Oder wie Shopping Malls, den idealen Laufstegen moderner Städte, in denen es zudem freies WLAN gibt? Je nachdem, wen man fragt, könnte man viele Antworten bekommen. Utopische und desillusionierende. Betrachtet man aber die Modelle, die Schülerinnen und Schüler des Hannah-Arendt-Gymnasiums im Rahmen der Kooperation mit dem BKV und Neue Auftraggeber gestaltet haben, merkt man, dass es um etwas anderes geht. Nämlich um Bedürfnisse, die im durch Feuerschutzbestimmungen, DIN-Normen und Geldmangel geprägten Schulbau nur selten Beachtung finden.

Zuerst das Bedürfnis, Schule selbst zu gestalten. Wenigstens mitzugestalten. Dann der Wunsch, in individuellen Räumen zu lernen, statt in standardisierten Klassenräumen. Und natürlich das ausgeprägte Interesse an Rückzugsräumen, Nischen oder Lounges. Die Lust auf Bewegungsflächen oder Dachterrassen, Leitern oder Rutschen, Swimmingpools oder - Alternativen zur Schulverpflegung.

Heißt das, Schülerinnen und Schüler finden ihre Schulen furchtbar schlecht? Nein gar nicht. Sie wissen nur intuitiv, wie Schulen sein könnten, wenn sie mit Fantasie entworfen würden. Besonders produktive Unternehmen planen längst kreative Freiräume ein. Wenn sie etwa Campus-Anlagen für ihre Entwickler und Designer planen, kommen sie nicht selten nach aufwändigen Planungen auf genau solche Ideen, wie sie in unserem Projekt spontan und ganz emotional schon Siebt- bis Neuntklässler entwickeln. Der Schulbau aber ist in den vergangenen Jahren in Deutschland im Durchschnitt eher normierter geworden. Wir müssen den Kindern also besser zuhören und zusehen. Unser Projekt mit dem Hannah-Arendt-Gymnasium schafft dafür Raum.

Die Idee, die wir gemeinsam mit den beiden Kunsterzieher*innen Angelina Schreiter und Bastian Schulz, ihren Kollegen und der Schulleitung entwickelt haben, ist ganz einfach. Wir zeigen an der Schule, wie Kunst Räume verändern kann. Das haben wir 2018 in Vorträgen getan. Anschließend haben die Schülerinnen und Schüler das Wort. Sie zeichnen, modellieren, bauen ihre Vision einer guten Schule. Dabei kann es um alles gehen. Nichts ist verboten. Vorgaben exisitieren nicht.

Unser Gedanke: Wir bekommen so nicht die eine Schule, die allein die richtige ist. Wir bekommen eine Art Alphabet der Wünsche. Es wird viel besser zu verstehen sein, als wenn wir Kinder Aufsätze schreiben lassen oder mit ihnen Interviews führen. Wir produzieren so nicht "Kunst", sondern Ideen und Gedanken. Und wir verstehen Ideen als Material für Kunst.

Darum hat das Projekt ein Ziel. Es geht nicht um ein weiteres Wohlfühlprojekt der Kunstpädagogik, sondern um eine konsequente  Antwort auf die Wünsche von Kindern. Wir suchen den Autor, der das Alphabet der Ideen verbindet und lesbar macht. Der BKV lädt im Rahmen des europäischen Netzwerks Neue Auftraggeber eine Künstlerin oder einen Künstler ein, aus den Modellen und Bildern ein Buch zu machen, das Schulbuch über gute Schulen. Es soll eine Fibel der Freiräume sein, ein Almanach der Individualisierung. Der Auftrag der Schule, "Macht sichtbar, wie unsere Kinder sich eine Schule wünschen!", wird künstlerisch erfüllt. Anschließend übergeben wir unser Buch Planern, Schulen und Verwaltern als sachdiendlichen Hinweis auf die Notwendigkeit, Schulen den nötigen Freiraum zu geben.

Am Freitag, 22. März, findet im BKV Potsdam ein nicht-öffentlicher Werkstatt-Tag statt. Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Hannah-Arendt-Gymnasiums arbeiten an Modellen für bessere Schulen. Eine Woche später verwandeln wir dieses Schul-Labor in eine öffentliche Ausstellung, die am Sonntag, 31. März, um 15.30 Uhr eröffnet wird. Die Ausstellung wird auch der Redaktions- und Diskussionsraum für die künstlerische Weiterentwicklung des Projekts sein.


Der BKV Potsdam dankt Schulleitung und Kollegium des Hannah-Arendt-Gymnasiums für das außerordentliche Engagement und die beispielhaft unbürokratische Partnerschaft.


Zur Ausstellung im BKV: Das Vokabular des Wünschens - ab 3. April bis 19. Mai 2019 - Eröffnung 31. März

Link: Hannah-Arendt-Gymnasium Potsdam
Link: Die Gesellschaft der Neuen Auftraggeber
Link: Die Neuen Auftraggeber im BKV Potsdam
Link: Das Schulprojekt des BKV mit den Neuen Auftraggebern in Schwarzheide
Link: Die Sieben Künste von Pritzwalk - Der BKV und Neue Auftraggeber in Pritzwalk

 

Konzeption: Gerrit Gohlke / Koordination: Marit Neeb / Leitung Werkstatt-Tag: Marit Neeb und Holger Friese (BKV / Neue Auftraggeber) und Angelina Schreiter (HAG Potsdam)

Freitag, 22. März 2019