Scenery Shift

1, 2, 3-7, 9, 11-18
Ausstellungsfotografie:
Michael Lüder / BKV Potsdam

3, 10
Details Installation Paul Czerlitzki
Courtesy Konrad Fischer Galerie
Fotos: BKV Potsdam

8
Katrine Hoffmeyer Tougård
Foto: Katrine Hoffmeyer Tougård
 

Mirosław Bałka
Courtesy Galerie Nordenhake
 

Leunora Salihu
Courtesy Galerie Thomas Schulte

3. März 2024 bis 5. Mai 2024
Scenery Shift versteht den Ausstellungspavillon auf der Potsdamer Freundschaftsinsel als Bühne. Auf ihr treten Skulpturen und Objekte als Bühnenpersonal auf und nehmen vor einer Wandmalerei Aufstellung, die zunächst stillschweigend als Bühnenprospekt dient, um nach und nach genau so viel von sich preiszugeben, wie das Publikum Aufmerksamkeit in sie investiert. Der Raum wird zum Theater, in dem alle sich selber spielen - die Exponate und die Menschen zwischen ihnen.
Kurator:  Gerrit Gohlke, Manuel Kirsch
Ausstellungsort:  Freundschaftsinsel
Eröffnung:  Samstag, 2. März 2024 , 16:00

Das zu drei Seiten verglaste Ausstellungsgebäude wird dabei für Besuchende und Vorbeiflanierende zu einer Szenerie, für die das historische Gartendenkmal die weitere Kulisse bietet. Wie vom Himmel gefallen steht die Architektur als transparenter Schaukasten in dem sorgsam konzipierten botanischen Lehrgarten und ist selbst Akteur in der inszenierten Natur. Für jeden, der den Pavillon passiert, wird er während dieser Ausstellung jedoch zu einer Theaterszene. Wer sich entscheidet, sie zu betreten, gesellt sich zum Bühnenpersonal und spielt auf Zeit seine Rolle wie alle anderen Akteure.

Scenery Shift ist kein Spektakel. Die Werke bevölkern es wie ein Zimmer. Sie schauen hinaus. Sie scheinen fast unbeteiligt. Wollen sie etwas sagen? Erwarten sie das Publikum oder dulden sie es nur? Sind sie einfach nur Zeugen unserer Aufmerksamkeitsspanne?

Mit diesem Zimmertheater erinnert sich die Ausstellung an eine Zeit der Emanzipation in der Bildenden Kunst. Um 1800, mitten in einer Epoche des politischen Aufbruchs, des bürgerschaftlichen Engagements und schließlich der Revolution hielt der Blick ins Private Einzug in die Kunst. Während sich Handwerker, Angehörige des Kleinbürgertums, Intellektuelle und Künstlerinnen und Künstler gegen die Restauration und Willkür stellten, geriet das Unrepräsentative und Alltägliche in den Fokus der Kunst. Das Private fand eine Öffentlichkeit. Die Malerei entdeckte das „Zimmerbild“. Der intime Raum wurde auf der Leinwand zur Bühne und zur diskreten Teilnahme geöffnet, ein Gegenbild zur Repräsentationskunst der höfischen Welt, in der das Publikum sich an Stelle der vierten Wand wiederfand, genau wie im Theater, das zur gleichen Zeit die Guckkastenbühne modernisierte. Ein Schaukasten, in dem das Bürgertum sich selbst entdecken konnte wie in einem Spiegelbild.

Scenery Shift ist das Zimmerbild mit Wand. Die Malerei repräsentiert kein Ideal, sondern sich selbst und ihren Prozess. Sie bildet den abschließenden Hintergrund, vor dem sich die Akteure definieren und von dem sie sich in Frage stellen lassen müssen. Keine Regie unterwirft die Objekte im Guckkasten einer ordnenden Hand. Das Welttheater hat Urlaub. Die Dramatis Personae spielen sich selbst und sind niemandem verpflichtet. Sind sie wie wir? Oder sollten wir mehr sein wie sie?


Szenografische Mitarbeit: Bryony Dawson


Sonderöffnungszeiten Ostern 2024
Karfreitag, Sonnabend, Ostersonntag und Ostermontag geöffnet.
14 bis 18 Uhr
2. und 3. April geschlossen, ab Donnerstag, 4. April 2024, weiter mit den normalen Öffnungszeiten.



Mit besonderem Dank an Paul Czerlitzki, Markus Draper und Katrine Hoffmeyer Tougård. Außerdem gilt unser Dank allen beteiligten Künstlerinnen und Künstlern und den Leihgebern: Galerie Barbara Weiss, Galerie Nordenhake, Galerie Thomas Schulte und Görlitzer Sammlungen / Kulturhistorisches Museum und im besonderen Eike Dürrfeld, Natalia Figuigui und Kai Wenzel.