Joëlle de La Casinière: Full Colour Graphic Poetry

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Courtesy: Joëlle de La Casinière
Foto: Joëlle de La Casinière /Michael Lüder
13. September 2009 bis 18. Oktober 2009
Die Praxis der französischen Künstlerin Joëlle de La Casinière ist in hohem Maße von ihrem Leben geprägt. 1972 beendete sie ihre bisherige Karriere als Malerin, verkaufte sämtliche ihrer Gemälde, löste ihren Haushalt auf und brach mit leichtem Gepäck gen Südamerika auf. Während dieser ersten langen Reise bilden sich die beiden Stränge heraus, die ihr Werk bis heute bestimmen - kleine Bild- und Textcollagen, von ihr "tablotins" genannt, die aus allerlei Fundstücken und poetischen, persönlichen und auch politischen Notizen bestehen, sowie die Videos, die häufig Ergebnis multimedialer und kollektiver Arbeit sind.
Kurator:  Astrid Mania
Ausstellungsort:  Luisenforum
Eröffnung:  Samstag, 12. September 2009 , 19:00

Die Ausstellung im Brandenburgischen Kunstverein Potsdam e.V. ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine Entdeckung. Zunächst, weil dies die erste Schau ist, die eine Übersicht über die farbenprächtigen und wundervoll-eklektischen Collagen der Künstlerin vermittelt. Zudem wurde das Werk Joëlle de La Casinières, das seit den frühen 1970er-Jahren entstand, bisher überhaupt nur sporadisch in der Öffentlichkeit präsentiert - der Rückzug aus dem Kunstbetrieb bedeutete nicht, dass sie der künstlerischen Praxis grundsätzlich abgeschworen hätte.

Die "tablotins", stets im kleinen Format und unter technischen oder formalen Aspekten als Serien oder gar als Buchmanuskripte angelegt, sind so etwas wie Reisejournale oder Tagebucheinträge. Sie bestehen aus selbst verfassten Texten, ornamentalen Zeichnungen und Fundstücken entlang des Wegesrands: Streichholzschächtelchen, Bonbonpapier, Zeitungsausschnitte, Comicschnipsel, Aufkleber - das Gegensätzlichste wird hier vereint zu bezwingend schönen Blättern mit explizit politischer Aussage oder poetisch-freiem Gedankenschweifen. Wir freuen uns sehr, nun erstmals 60 "tablotins" aus einem Zeitraum von 1977 bis 2008 und aus verschiedenen Serien in dieser Ausstellung präsentieren zu können.

Darüber hinaus ist es uns eine besondere Freude, zeitgleich eine Auswahl des filmischen Oeuvres von Joëlle de La Casinière als "Vintage Video Programme" zeigen zu können. Viele der Videos oder Filme sind Gemeinschaftsarbeiten des Montfaucon Research Center, dem neben der Künstlerin der Schriftsteller Michel Bonnemaison und der Musiker Jacques Lederlin angehörten. Lederlin hat zu fast allen Filmen die Musik beigetragen - denn vielfach sind die Videos wortwörtlich bewegte Bilder: Figuren singen, tanzen oder deklamieren vor wechselnden Hintergründen, die aus Werken de La Casinières bestehen. So etwa in "Carmen 84", das die heiter-ironische Geschichte einer Herzensbrecherin erzählt. "Grimoire magnétique" schildert mittels Gesang, poetischer Sprache und assoziativen Bildern das Leben eines islamischen Märtyrers aus dem 10. Jahrhundert. Anders als diese Klang- und Farbräusche sind die frühen Filme in ihrer Formensprache beinahe schon dokumentarisch-karg. In den 1970er-Jahren in Peru und Kolumbien entstanden, dokumentieren sie den Alltag der Menschen und sind immer wieder auch sozial-politisch motiviert. In "S.A.T.S. (short airfield for technical support)" (1975) etwa werden Bilder eines gefangenen Bären von Ezra Pounds Gedicht "Cantos" begleitet - vorgetragen von Pounds selbst.

Die Ausstellungseröffnung findet dieses Jahr im Rahmen der 4. Potsdamer Kunst-Genuss-Tour statt. Wir freuen uns, dass wir auch in diesem Jahr Steffen Schwarz, Küchenchef des Travel Charme Hotel Am Jägertor, für die Kooperation gewinnen konnten und diese außergewöhnliche Zusammenarbeit nun bereits im dritten Jahr fortführen können. Erneut lädt Steffen Schwarz in unseren Räumen nicht nur zu visuellen, sondern vor allem zu kulinarischen Highlights ein.

Mit freundlicher Unterstützung des Institut Français und Culturesfrance, sowie des Travel Charme Hotel Am Jägertor Potsdam und der HFF - Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf, Potsdam.