Das Piraterie-Problem
Fotos 1, 2, 6 + 7
Ausstellungsansichten "Das Piraterie-Problem"
Courtesy: BKV Potsdam e.V.
Ausstellungsansichten "Das Piraterie-Problem"
Courtesy: BKV Potsdam e.V.
Foto 3
Michael S. Riedel
3 Publikationen in Vitrinen
Courtesy: Michael S. Riedel
Michael S. Riedel
3 Publikationen in Vitrinen
Courtesy: Michael S. Riedel
Foto 4
Heddy Honigmann
Metaal en Melancholie (Metal and Melancholy), 1993
Courtesy: Heddy Honigmann
Heddy Honigmann
Metaal en Melancholie (Metal and Melancholy), 1993
Courtesy: Heddy Honigmann
Foto 5
Links: Marc Bijl
tattoo, 2000/2008
Courtesy: Marc Bijl
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Rechts: Christine Würmell
Fight the Power, 2008
Courtesy: Christine Würmell
Links: Marc Bijl
tattoo, 2000/2008
Courtesy: Marc Bijl
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Rechts: Christine Würmell
Fight the Power, 2008
Courtesy: Christine Würmell
Alle Fotos: Michael Lüder
3. August 2008 bis 24. August 2008
Künstler:
Carsten Hensel,
Christine Würmell,
Heddy Honigmann,
Marc Bijl,
Michael S. Riedel,
Ming Wong,
Patrick Fabian Panetta,
Philippe Meste
Kurator:
Astrid Mania,
Gerrit Gohlke
Ausstellungsort:
Luisenforum
Eröffnung:
Samstag, 2. August 2008
, 19:00
Vor dem Horn von Afrika herrscht Krieg. Piraten attackieren die Seeschifffahrt, internationale Marineverbände bekämpfen die Piraten. Die Frage ist, warum es überhaupt Piraten gibt, und darauf haben die Beteiligten sehr unterschiedliche Antworten. Kapitän Pottengal Mukundan vom International Maritime Bureau (IMB) in London betrachtet die moderne Piraterie als Schutzgelderpressung. Andrew Mwangura von der Kenianischen Seemannsvereinigung in Mombasa glaubt hingegen, Piraterie sei zur Lebensweise vieler somalischer Küstenbewohner geworden, weil sie in ihren von Europäern leergefischten Gewässern gar keinen anderen Weg mehr fänden zu überleben. So gesehen wäre Piraterie ein Tauschgeschäft als Notbehelf – und dachten das nicht auch die Millionen User der Musiktauschbörsen? Sie wollten sich nur den ihnen zustehenden Teil von einem überteuerten Kulturangebot herunterladen, von dem vor allem eine renditesüchtige Musikindustrie profitierte, seltener aber die kreativen Künstler.
Ist Piraterie demnach ein Verteilungsproblem? Ein Lizenzkonflikt? Ist die wahre Piraterie ein abgesicherter illegitimer Nutzungsanspruch, gegen den man jederzeit Notwehr leisten dürfte? Genau das ist das Problem der zeitgenössischen Kunst in Europa. Es gibt zu viel Piraterie, aber man redet zu wenig über die Piraten. Ein kleiner Teil der Künstler verdient für kurze Zeit astronomische Summen. Der grössere Teil der kreativen Arbeit wird aber zu gering entlohnt und so zur leichten Beute der organisierten Piraterie. Diese verfügt über moderne Einsatzflottillen und entführt die wehrlosen Künste ohne jedes Erbarmen. Piraten zwingen die Künstler zur Fronarbeit und diktieren ihnen den Kurs.
Die Piraterie geht von öffentlichen Stiftungen und kommunalen Kulturverwaltungen aus. Die Piraten sind Dezernenten und Kämmerer, Staatsminister und Kuratoren. Erst entern sie die Kunst und besetzen kampflos die Kommandobrücke. Dann nötigen sie den Künstlern Bildungsaufgaben und staatliche Zwecke auf. Sie verlangen Sozialarbeit und gemeinnützige Dienste. Sie machen aus der Kunst einen gemeinwirtschaftlichen Zweckbetrieb. Die Kunst ist in der Hand der öffentlichen Piraten in einem viel schlechteren Zustand als auf dem ehrbaren Galerienmarkt. Die Kunstförderung erzwingt die Kursabweichung von den Zielen und Zwecken der Kunst. Piraterie ist gefährlich. Diese Piraterie ist Erpressung von oben. Und was macht die Kunst? Arrangiert sie sich mit ihren Entführern? Man könnte es meinen, wenn man durch manche aktuelle Ausstellung geht, aber es gibt auch Widerstand zu beobachten. Gegen die staatliche Piraterie formieren sich ihrerseits künstlerische Piraten.
Piraterie und Gegenpiraterie soll deshalb das Thema der Sommerausstellung im Brandenburgischen Kunstverein sein. In ihr geht es um den Widerstand gegen das Piraterieproblem, um kleine piratische Kommandoaktionen illegaler Kombattanten. Es geht um navigatorische Techniken, mit denen man den Einsatzflottillen der Piraten entkommt. Es geht um das würdige Geschäft der Gegenpiraterie, um kleine wendige Fahrzeuge vor dem Bug der grossen Fregatten. Wir wollen einen Beitrag leisten zur Bekämpfung des Piraterieproblems. Wir fordern von den Dachverbänden und Stiftungen die Herausgabe der Künste. Wir zeigen künstlerische Piraterie im Kampf gegen das Prinzip übergeordneter Piraterien. Es geht um Bilder, Performances, Handlungen, die sich des Piraterieproblems bewusst sind und sich ihm entgegenstellen. Die Ausstellung soll Gegenpiraterie als hoffnungsstiftende Handlung, als sinngebendes Verfahren schildern. Gerrit Gohlke
Am 23.08.2008 nahm de Brandenburgische Kunstverein Potsdam e.V. in Kooperation mit dem Travel Charme Hotel Am Jägertor an der. 3. Potsdamer Kunst-Genuss-Tour teil.
Ist Piraterie demnach ein Verteilungsproblem? Ein Lizenzkonflikt? Ist die wahre Piraterie ein abgesicherter illegitimer Nutzungsanspruch, gegen den man jederzeit Notwehr leisten dürfte? Genau das ist das Problem der zeitgenössischen Kunst in Europa. Es gibt zu viel Piraterie, aber man redet zu wenig über die Piraten. Ein kleiner Teil der Künstler verdient für kurze Zeit astronomische Summen. Der grössere Teil der kreativen Arbeit wird aber zu gering entlohnt und so zur leichten Beute der organisierten Piraterie. Diese verfügt über moderne Einsatzflottillen und entführt die wehrlosen Künste ohne jedes Erbarmen. Piraten zwingen die Künstler zur Fronarbeit und diktieren ihnen den Kurs.
Die Piraterie geht von öffentlichen Stiftungen und kommunalen Kulturverwaltungen aus. Die Piraten sind Dezernenten und Kämmerer, Staatsminister und Kuratoren. Erst entern sie die Kunst und besetzen kampflos die Kommandobrücke. Dann nötigen sie den Künstlern Bildungsaufgaben und staatliche Zwecke auf. Sie verlangen Sozialarbeit und gemeinnützige Dienste. Sie machen aus der Kunst einen gemeinwirtschaftlichen Zweckbetrieb. Die Kunst ist in der Hand der öffentlichen Piraten in einem viel schlechteren Zustand als auf dem ehrbaren Galerienmarkt. Die Kunstförderung erzwingt die Kursabweichung von den Zielen und Zwecken der Kunst. Piraterie ist gefährlich. Diese Piraterie ist Erpressung von oben. Und was macht die Kunst? Arrangiert sie sich mit ihren Entführern? Man könnte es meinen, wenn man durch manche aktuelle Ausstellung geht, aber es gibt auch Widerstand zu beobachten. Gegen die staatliche Piraterie formieren sich ihrerseits künstlerische Piraten.
Piraterie und Gegenpiraterie soll deshalb das Thema der Sommerausstellung im Brandenburgischen Kunstverein sein. In ihr geht es um den Widerstand gegen das Piraterieproblem, um kleine piratische Kommandoaktionen illegaler Kombattanten. Es geht um navigatorische Techniken, mit denen man den Einsatzflottillen der Piraten entkommt. Es geht um das würdige Geschäft der Gegenpiraterie, um kleine wendige Fahrzeuge vor dem Bug der grossen Fregatten. Wir wollen einen Beitrag leisten zur Bekämpfung des Piraterieproblems. Wir fordern von den Dachverbänden und Stiftungen die Herausgabe der Künste. Wir zeigen künstlerische Piraterie im Kampf gegen das Prinzip übergeordneter Piraterien. Es geht um Bilder, Performances, Handlungen, die sich des Piraterieproblems bewusst sind und sich ihm entgegenstellen. Die Ausstellung soll Gegenpiraterie als hoffnungsstiftende Handlung, als sinngebendes Verfahren schildern. Gerrit Gohlke
Am 23.08.2008 nahm de Brandenburgische Kunstverein Potsdam e.V. in Kooperation mit dem Travel Charme Hotel Am Jägertor an der. 3. Potsdamer Kunst-Genuss-Tour teil.