Das Barranquilla Prinzip

Fotos 1, 3, 5 + 7
David Hatcher
Score Study (The fi eld of power according to Sentimental Education), 2005
Courtesy: David Hatcher
Foto 4
Links: David Hatcher
Score Stduy, 2005
Courtesy: David Hatcher
Rechts: Javier Tellez
One flew over the Void, 2005
Courtesy: Javiert Tellez, Arratia Beer, Berlin
Foto 6
Hinten: Joëlle de La Casinière
La premiere partie du roi Henry IV de double v Shakespeare: une analogie, 1972
Courtesy: Joëlle de La Casinière
Vorne:
David Hatcher
Score Study, 2005
Courtesy David Hatcher
Fotos 2, 8 + 9
Eröffnung in der Synagogue de Delme
Courtesy: BKV Potsdam e.V., Synagogue de Delme
1. Teil des deutsch-französischen Kooperationsprojekts TRUST!
4. Oktober 2010 bis 9. Januar 2011
"Das Barranquilla Prinzip"wurde in der Synagogue de Delme gezeigt. Es konzentriert sich auf die Frage, wie kollektive Projekte aussehen, bei denen es den einen Entscheider nicht gibt. Die Ausstellung fragt nach der Kategorie des Vertrauens und untersucht einen freiwilligen - oder zwangsläufigen - Autoritätsverzicht auf allen Ebenen.
Kurator:  Astrid Mania, Silke Albrecht
Ausstellungsort:  Centre d'Art Contemporain - la Snyagogue de Delme
Eröffnung:  Sonntag, 3. Oktober 2010

Die Schau "Das Barranquilla Prinzip", die vom 03. Oktober 2010 bis 09. Januar 2011 in der Synagogue de Delme stattfindet, wird von Silke Albrecht und Astrid Mania vom BKV Potsdam kuratiert. Marie Cozette, Direktorin der Synagogue de Delme, kuratiert die zweite Schau, die ab 11. Dezember 2010 im Brandenburgischen Kunstverein Potsdam gezeigt wird. Beide Teile des Projekts stehen aber unter einer gemeinsamen kuratorischen These, die wir zusammen entwickelt haben und nun unter zwei verschiedenen Aspekten ausformulieren: Es geht um Vertrauen, um freiwilligen - oder zwangsläufigen - Autoritätsverzicht auf allen Ebenen.

Die Schau in der Synagogue de Delme konzentriert sich auf die Frage, wie kollektive Projekte aussehen, bei denen es den einen Entscheider nicht gibt. Von Joëlle de La Casinière, die seit den frühen 1970er-Jahren zahlreiche, auch gemeinschaftlich entstandene, Filme produziert hat, wird "La premiere partie du roi Henry IV de double v Shakespeare: une analogie" (1972) gezeigt. Der Film wurde im kolumbianischen Barranquilla gedreht und ist letztlich das Ergebnis eines Scheiterns. La Casinière hatte mit dem Theatermacher Enrique Ahriman geplant, Shakespeares "Heinrich IV Teil 1" in den Straßen und mit den Bewohnern der Stadt zu inszenieren - ein Projekt, das sich letztlich als undurchführbar erweisen sollte.

Einen vergleichbaren Ansatz verfolgt Javier Téllez' Film "One flew over the void (Balla perdida)" (2005), der für das Ausstellungsprojekt "inSite" an der Grenze zwischen den USA und Mexiko entstand. Wie so oft in seinem Werk hat Téllez auch hier mit Patienten einer psychiatrischen Einrichtung gearbeitet, mit denen er eine Mischung aus Zirkus, Volksfest und Demonstration entwickelt hat. Am Ende wird eine menschliche Kanonenkugel über den Grenzzaun zwischen Tijuana und San Diego geschossen. Auch diesem Projekt wohnt, schon von seinem Ansatz her, ein großes anarchisches Potenzial inne.

David Hatcher beschäftigt sich seit Langem intensiv mit den Bildwerken von Philosophenhand. Für das Projekt in Delme hat er ein Diagramm von Pierre Bourdieu ausgewählt, das die Personen und ihre Autoritätsbereiche in Gustave Flauberts Roman "Die Erziehung der Gefühle" strukturiert. Bourdieus Modellbild wird vergrößert und - in Abwesenheit des Künstlers - von Schülern aus Delme auf den Boden der Synagoge aufgetragen. Der gemeinschaftliche Prozess soll von einem Nachdenken über Erziehung und Macht begleitet werden.

So handeln alle drei Arbeiten von den Prozessen, die sich aus kollektiven Projekten ergeben, beobachten den zunehmenden Verfall einer autoritativen Regie, kalkulieren das Risiko eines Scheiterns von vornherein ein. Wir sind sehr gespannt, wie sich unser kollektives Ausstellungsprojekt gestalten wird und freuen uns auf viele unvorhersehbare Momente.

TRUST! findet im Rahmen von "Thermostat, Zusammenarbeit zwischen 24 centres d'art und Kunstvereinen" statt, einer Initiative von d.c.a. und dem Institut français in Deutschland, bei der sich jeweils zwei Institutionen aus Deutschland und Frankreich zu Projekten zusammenfinden. Mit unserem Partner, der Synagogue de Delme, haben wir gemeinsam beschlossen, die Idee hinter einem Konzept wie "Thermostat" zur Struktur unserer Ausstellungen zu machen und die Zusammenarbeit auf allen Ebenen zu erproben.