Aoife van Linden Tol: Once Upon A Fraction Of Time And Other Stories

Fotos 1, 4, 5, 8 + 9
Ausstellungsansichten "Aoife van Linden Tol: Once Upon A Fraction Of Time And Other"
Courtesy: Aoife van Linden Tol
Foto 2
Aoife van Linden Tol
Second Story, 2007
Installation
Courtesy: Aoife van Linden Tol
Foto 3 + 6
Vorne:
Again and again, all day and all night, 2008
Hinten:
Ten days, 2005
Serie von 10 Blättern
Courtesy: Aoife van Linden Tol
Foto 7
Illustration Autoklav
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Alle Fotos: Michael Lüder
15. Februar 2009 bis 22. März 2009
Die umfangreiche, von dem Berliner Künstler Karl Heinz Jeron kuratierte Einzelschau „Once Upon A Fraction Of Time And Other Stories” der 1978 in Cork (Irland) geborenen Künstlerin Aoife van Linden Tol ist das vierte Projekt einer von Gerrit Gohlke entwickelten Ausstellungsserie, für die jeweils ein Künstler und ein Wissenschaftler zusammenarbeiten. Beide treten zusammen im Ausstellungsraum an und machen ihre unterschiedlichen Perspektiven auf ein gemeinsames Thema erfahrbar.
Künstler:  Aoife van Linden Tol
Kurator:  Karl Heinz Jeron
Projekt: 
Art & Science
Ausstellungsort:  Luisenforum
Eröffnung:  Samstag, 14. Februar 2009 , 19:00
Sowohl bei der künstlerischen, als auch der wissenschaftlichen Position stehen kontrollierte Explosionen im Mittelpunkt. Während sich die Wissenschaftler um eine entschleunigte Darstellung ihrer Versuche bemühen, um diese im naturwissenschaftlichen und technischen Kontext auswertbar zumachen, sind die künstlerischen Resultate der Sprengexperimente delikate Papierarbeiten.

Die in London lebende Künstlerin stellt Transformationsprozesse dar, macht gedehnte Zeitmomente sichtbar. Für Aoife van Linden Tol sind Explosionen lediglich Stationen, Verfahrensweisen, Techniken auf dem Weg zum eigentlichen Ergebnis. Im Vordergrund steht nicht der große Knall, sondern das was übrig bleibt. Nach ihrem Studium am Central Saint Martin’s College of Art and Design (London) absolvierte sie eine Ausbildung zur Pyrotechnikerin und lernte so den demütigen Umgang mit den explosiven Stoffen. In Präzisionsarbeit hat sie zunächst mit Wachs, Ton, Plastik, Metall und immer wieder mit Fotografien gearbeitet, um sich schließlich hauptsächlich dem Medium Papier zuzuwenden. 3-5 Milligramm Dynamit sind ausreichend, um Materialschichtungen zu durch dringen, die das Objekt nicht zerfetzen, sondern als feine "Zeichnung" sichtbar werden lassen.

Was die Künstlerin als Bild oder Objekt verdichtet, zeigen die Wissenschaftler als Ergebnisse technischer Versuchsreihen unter Anwendung eines in Europa einmaligen 50-Liter-Kugelautoklaven. Ein Autoklav ist ein gasdicht verschließender Druckbehälter, der für wird Reaktionen mit Gasen unter erhöhtem Druck eingesetzt wird. Vom Grundprinzip her stellt ein handelsüblicher Schnellkochtopf also ebenfalls einen Autoklaven dar. In einer Testreihe wurden Probenteller aus Kupfer mit einem Durchmesser von 40 cm mit einer Chemikalie befüllt und anschließend mit reinem Sauerstoff in Verbindung gebracht. Die so herbeigeführten Detonationen verformten die Kupferteller derart, dass von den massiven Kupfertellern nunmehr austernförmige Objekte übrig sind.

Durch die direkte Gegenüberstellung der künstlerischen und wissenschaftlichen Objekte im Ausstellungsraum erhalten die Besucher die Möglichkeit, während der "Art + Science"-Reihe abwechselnd die künstlerische und die wissenschaftliche Perspektive einzunehmen und so nicht nur zu erfahren, wie Kunst und Wissenschaft in einen Dialog eintreten können, sondern die Kunst mit Hilfe der Wissenschaft und die Wissenschaft mit Hilfe der Kunst zu entschlüsseln.

Die Ausstellung im Brandenburgischen Kunstverein Potsdam wird damit nicht nur zu einem interdisziplinären Experiment. Sie bietet auch einen unterhaltsamen Blick hinter die Kulissen der Kunst, zu dem wir Sie herzlich einladen möchten.

„Once Upon A Fraction Of Time And Other Stories“ wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) und entsteht in Kooperation mit der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung.