Channa Horwitz 1932 - 2013

Foto 1
Channa Horwitz: At the Tone the Time will be, 1969
Performance in Los Angeles
Courtesy of Channa Horwitz
Foto: BKV Potsdam e.V.

 

Foto 2Channa Horwitz: Language Series I, orange lines, 1964
Acryl auf Papier, 37 x 44,5 cm
Courtesy of Aanant & Zoo, Berlin

 

Foto 3
Channa Horwitz: At the Tone the Time Will Be – One Moment Past the Point of Seeing Anything Other than Now
Performance während der Ausstellung „Variations in Counting One through Eight“ im BKV Potsdam am 3. Mai 2009
Foto: BKV Potsdam e.V.

Foto 4
Channa Horwitz: To the Top Large to Small (part 1), 1980
Tusche auf Mylar, 56 x 61 cm
Courtesy of Aanant & Zoo, Berlin

Foto 5, 6
Ausstellungsansichten "Channa Horwitz: Variations in Counting One through Eight"
Fotos: Michael Lüder, BKV Potsdam

Der BKV Potsdam trauert um die im Alter von 81 Jahren verstorbene Konzeptkünstlerin
Die Künstlerin Channa Horwitz ist tot. Sie starb am 29. April 2013 in Los Angeles im Kreise ihrer Familie, kurz bevor ihr Werk bei der Biennale in Venedig gezeigt werden wird und damit endgültig in einem Kunstbetrieb angekommen ist, der lange nichts von Horwitz wissen wollte. Der BKV hatte ihr grafisches Werk 2009 im Luisenforum gezeigt und damit ihre erste institutionelle Einzelausstellung in Europa organisiert.
Künstler:  Channa Horwitz

Die Stationen ihres endgültigen Durchbruchs wird Channa Horwitz nun nicht mehr erleben. Bei der Biennale in Venedig wird ihr Werk zu sehen sein. Die Kunsthalle Düsseldorf präsentiert sie in einer Gruppenausstellung zusammen mit zwei anderen Vertretern konzeptueller Grafik zwischen Schrift und Bild. Mit Ausstellungsbeteiligungen wie im New Museum in New York war der Erfolg zuletzt etwas alltäglicher im Leben einer Künstlerin geworden, deren Werk viele Jahre von Museumsleuten und Galeristen ignoriert worden war. Channa Horwitz' Karriere war eben nicht nur die Geschichte eines unbeirrbar geradlinig entwickelten Werks, sondern auch das exemplarische Schicksal einer Künstlerin in einem männerdominierten Kunstbetrieb. Unvergessen etwa ist die blamable Ablehnung ihres Konzepts der Lichtskulptur "Suspension of Vertical Beams", die sie 1968 für die wegweisende Ausstellung "Art and Technology" am Los Angeles County Museum einreichte. Ihr Kommilitone Sol LeWitt wurde bald zu einem großen Namen in der amerikanischen Kunst. Channa Horwitz brauchte viel Geduld, bis sie die gebührende Anerkennung fand.

Mit achtzehn hatte Horwitz ein Studium der bildenden Kunst am Art Center College of Design in Pasadena begonnen, das sie jedoch nach zwei Jahren abbrach, um sich der Erziehung ihrer Kinder zu widmen. 1960 setzte Horwitz ihr Studium fort. Sie arbeitete im Umfeld des Minimalismus, ohne eine Minimalistin zu sein, und sie war eine Konzeptualistin, ohne blindlings dem Konzept zu vertrauen. Ihr Werk strukturierte sie mit Hilfe selbst gesetzter Beschränkungen, mathematisch basierter Regeln, die sie sich und ihren Zeichnungen auferlegte und aus denen komplexe Schilderungen einer ungeregelten Welt entstanden. Viele ihrer Werke entwickelte sie in Serien, die sie kontinuierlich über Jahrzehnte hinweg fortführte und erweiterte und oft zur Grundlage multimedialer Performances machte.

Wiederentdeckt wurden ihre Arbeiten vor allem durch den Galeristen Michael Solway und den Künstler Michael Müller, der 2009 auch die Ausstellung "Variations in Counting One through Eight" im BKV Potsdam kuratierte, wo im Luisenforum unter anderem die legendäre Performance "At the Tone the Time will be" von 1969 wiederaufgeführt wurde. Wer Channa Horwitz in Potsdam erlebte, konnte eine freundliche, entschiedene und überaus gelassene Künstlerin bewundern, die in einem Interview mit Dominikus Müller im selben Jahr sagte: "Eine Beschränkung der Möglichkeiten gibt Kraft." Horwitz erklärte, sie "habe immer nach Antworten gesucht", indem sie ihre Arbeit tat. Nicht ohne Heiterkeit stellte sie fest, dass ihre Karriere mit 77 erst begonnen habe, um sogleich darauf hinzuweisen, dass nicht der Betriebserfolg das Kriterium für ihre künstlerische Arbeit war. "Ich wusste", sagte sie, "dass meine Kunst wichtig war. Denn sie ist ehrlich." Dem ist nichts hinzuzufügen. Vielleicht nur, dass diese Ehrlichkeit von hinreißender Klarheit und Schönheit war.


Channa Horwitz: Variations in Counting One through Eight - 4. Mai 2009 bis 15. Juni 2009 - Kuratiert von Michael Müller
 

Mittwoch, 1. Mai 2013