Matthias Esch: Deranged Chanting
Fotos 1, 3, 5, 7, 9, 11
Matthias Esch
Fotos 2, 4, 6, 8, 10, 12
Michael Lüder / BKV Potsdam
“In konzeptueller Sicht”, sagt Matthias Esch einmal in einem Interview, „interessiert mich Semantik“ – die Bedeutungslehre in der Sprachwissenschaft, die sich damit beschäftigt, was Sprache ausdrückt (und wie sie es tut). In der Semantik geht es um den Zusammenhang zwischen dem Zeichen und dem, was das Zeichen bezeichnet, oder wie Esch es auf die Malerei überträgt: Um die Beziehung der Worte zu Inhalten und Vorstellungen und „wie das unsere Wahrnehmung von Bildern prägt“. Das scheint erstaunlich für einen Maler, der sich von der figürlichen Abbildung losgesagt hat und sich nicht nur malend mit Mustern und Strukturen beschäftigt, sondern der auch selbst in seinem Werk unablässig weitere Muster und Strukturen produziert.
Diese Linien, Sterne, Streifen, Balken, Rauten, Zickzackmuster, Rechtecke sind jedoch keine nackten Geometrien. Sie zeigen nicht die Reinheit der mathematischen Struktur. Eschs Formen enthalten andere, innere Formen. In Feldern finden sich gestische Spuren. Linien und Flächen heben sich von expressiven Farbgründen ab - und zwischen allem schimmern wieder und wieder Perlmuttpigmente wie eine Verheißung auf eine ganz andere Welt. Esch malt Zeichen, in denen die Zwischenräume zwischen den Zeichen schon enthalten sind. Wie ein Text, in dem die Leerzeichen stimmhafte Betonungen hätten.
Es sei die Kombination „der Emotion und der Theorie, der Subjektivität mit der Objektivität“, die ihn von Grund auf interessiere. „Doch, ich bin ein Künstler, wie jeder andere auch, bin ich aber vor allem eine Person. Ich finde es befriedigend, meinen Begriff von Verzweiflung gemäß dem Konzept der mich umgebenden Systeme auszudrücken - und diesen Ausdruck in solide Malerei zu verwandeln.“
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