ANONYMOUS: 2. Eröffnung

Empfang anlässlich der XII. Ausstellungsergänzung am 5.10.2013, 18 Uhr
"Anonymous" hat Furore gemacht und uns neue Erkenntnisse gebracht. Mit Ausnahme einer begeisterten Empfehlung in einem Berliner Stadtmagazin ist uns der Eintritt in den medialen Untergrund gelungen: "Anonymous" ist das erste Projekt ohne Medienberichterstattung. Keine Rezensionen, Ankündigungen, Abbildungen. Eine Ausstellung ohne Namen ist ganz offensichtlich nicht existent. Kunst, die nicht in Listen erscheint, ist unsichtbar.

Das wollen wir feiern!

2. Eröffnung: 5. Oktober 2013, 18 Uhr

Neben 14 exzellenten namenlosen Werken haben wir einen unwiderstehlichen Loire-Crémant auf die Freundschaftsinsel gebracht, den wir mit zwei eleganten württembergischen Cuvées flankieren. Den Pavillon umweht milde Frühoktoberluft, in die sich der Duft welkender Rosen mischt, an den Wänden aber hängt kein Malereiherbst, sondern das frühlingshafte Selbstbewusstsein der autarken Hierarchieverachtung. Wir waren selten besser gelaunt. Ihre Schuld, wenn Sie sich nicht anstecken lassen.

Übrigens sind die Erfahrungen, die wir mit unserem Anonymisierungsexperiment machen, erstaunlich. Sie erinnern sich: Für die Dauer einer Ausstellung verzichten wir auf alle Namen, die dem Kunstbetrieb so lieb und teuer sind. Keine Künstlerinnen und Künstler, keine kuratorischen Power-Broker, keine Preise, Biografien oder Leihgeber. Alles fehlt, was bei der Bewertung hilft.

Gleichzeitig wächst die Ausstellung bis zum Ende alle drei Tage um neue Werke an. Die Arbeiten werden von Künstlerinnen und Künstlern empfohlen, von Sammlern vorgeschlagen. Wir platzieren sie im Raum und hängen nach Maßgabe der räumlichen Notwendigkeiten immer wieder um. Es gibt also keinen festen Aggregatzustand der Kunst im gläsernen Pavillon. Alles verändert sich, was es schwer macht, kuratorischen Ruhm oder ingeniösen Erfindergeist für sich zu reklamieren.

Das ist keine Bescheidenheitsübung. Es verändert aber auch beim Hängen den Umgang mit den Werken. Die Logik entwickelt sich aus den Nachbarschaften der Objekte. Das individuelle, namenlose Artefakt verlangt einen gewissen Raum, freundet sich mit unkonventionellen Partnern an, muss sich keinem Masterplan unterwerfen. Das macht die Ausstellung nicht besser oder schlechter als ein generalstabsmäßig organisiertes Projekt, es zwingt uns aber, alle 3 Tage zu überdenken, was wir uns einbilden zu wissen. Umgekehrt schlagen Künstlerinnen und Künstler Arbeiten vor, die selten oder nie gezeigt wurden, denken in einer Logik der Ergänzung oder des totalen Sonderfalls; es bleibt ihnen erspart, kuratorische Thesenpapiere zu lesen. Sie empfehlen uns ihre Kolleginnen und Kollegen. Oder, um es zusammenzufassen, wir haben wirklich Spaß!

Das sollten Sie auch ausprobieren. Unsere Besucher müssen keine Masken tragen. Sie sind uns ganz persönlich willkommen.

Samstag, 5. Oktober 2013