Anna Choi: In between

Fotos:
Courtesy by the artist

Malerei
9. September 2025 bis 12. Oktober 2025
Mit Anna Choi stellt der BKV eine Malerin vor, deren Bilder Zeitmaschinen gleichen. Am Anfang steht die präzise und detailgenaue Untersuchung historischer Gemälde. Choi sucht sie auf wie Orte in der Natur, um in schnellen Kohle- und Bleistiftskizzen wesentliche Elemente herauszuarbeiten. Sie verschmelzen später im Atelier zu neuen malerischen Räumen, in denen sich Imagination und Recherche mischen. Historisches Material und heutiger Blick gehen eine physische Verbindung ein.
Künstler:  Anna Choi
Kurator:  Gerrit Gohlke
Ausstellungsort:  Freundschaftsinsel
Eröffnung:  Dienstag, 9. September 2025 , 16:00

Von besonderem Interesse sind für Anna Choi dabei Idyllen, in denen Landschaft wie eine theatralische Bühne in Szene gesetzt wird. Die Untersuchung der idealisierten Natur gleicht einer virtuellen Begehung, in der die ermittelnde Künstlerin sich Bildvokabeln, Fragmente, Schlüsselstellen aneignet – während die ursprünglich im Vordergrund stehende Erzählung im Museum zurückgelassen wird wie eine leere Hülle. So entsteht Raum für einen befreienden Akt der Abstraktion und Dekonstruktion. „Während des eigentlichen Malprozesses stehen meine eigene Reflexion, Introspektion, Fokussierung, Fließbewegung und Wahrnehmung im Vordergrund“, sagt Choi. „Es entsteht ein eigener natürlicher Raum, der sich aus dem Nebeneinander unterschiedlicher Medien und Materialien, Öl und Graphit entwickelt. Raum und Zeit finden zu einer neuen Simultaneität zusammen.“

Es entstehen Gemälde, die den Blick körperlich an sich ziehen. Vielleicht würden sie in der Nahsicht ja den ursprünglichen Raum freigeben, auf den sie verweisen? Könnte eine detailliertere Betrachtung nicht die Bezüge verraten, die das Bild sich einverleibt hat, etwa so wie ein Zoom in einem Satellitenbild Einzelheiten entdeckt? Anna Chois zuletzt intime Formate wahren aber um so mehr Distanz, je erkenntnishungriger man ihnen gegenübertritt. Die virtuelle Naturerfahrung besteht auf ihre subjektive Körperlichkeit. „Mich interessiert der Abstand zwischen den Bildelementen und dem Bildhintergrund hinter ihnen“, erklärt Choi.

Am Ende kann das Publikum es nur so halten wie die Künstlerin selbst. „Wenn ich male,“ sagt sie, „verstehe ich mich selbst als Beobachterin. Nicht etwa als Mitspielerin oder Protagonistin. Ich stehe klar außerhalb des Rahmens. So sehe ich besser und meine Vorstellungskraft wird stärker.“ Die Werke, die so entstehen, rufen alle, die ihnen nahe kommen, dazu auf, einen beobachtenden Standpunkt einzunehmen und das Niemandsland zwischen Auge und Objekt als Freiraum zu entdecken. Diese Kunst will eine Lücke schaffen, in der das Sehen seine strategischen Absichten vergisst.